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Hirschkäfer an einem Baumstamm, im Hintergrund das Schiffshebewerk Henrichenburg

Lebensraum Wald & Wiese

Zwischen Bäumen, Sträuchern und Gräßern

Die Natur erholt sich auf den ehemaligen Industriegeländen. Neue Biotope entstehen und Pflanzen können ungestört wachsen. Besonders bei den drei Zechen ist das zu beobachten, aber auch dort wo Glas geblasen wird, finden Insekten neuen Lebensraum.

Glashütte Gernheim – Petershagen-Ovenstädt

Am Ufer der Weser liegt seit 1812 die Glashütte Gernheim. Während des Betriebs haben Arbeiter Sand, Kohle und Asche aufgeschüttet und das Umfeld ihren Bedürfnissen angepasst. Unter dem schwefelhaltigen Kohlenrauch der Produktion litten auch die Pflanzen.

Die Produktion ist seit 130 Jahren eingestellt. In den Hüttengebäuden sind heute Wohnungen und das Museum. Insekten finden hier Bienenstöcke, Obstbäume und Wiesen, die selten gemäht werden. Die Anlage von insektenfreundlichen Blühwiesen ist geplant.

Zeche Zollern - Dortmund

Seit der Stilllegung der Dortmunder Zeche Zollern 1966 erobert die Natur sich den vom Bergbau gezeichneten Raum zurück. Rund um die Zechengebäude siedelten sich die Schwarze Königskerze, der Gewöhnliche Natternkopf und der Weiße Steinklee an. Den Pflanzen folgten die Insekten. Auch zahlreiche Vogelarten und Kleinsäuger sind auf dem Gelände wieder zu Hause. Das trocken-warme Klima auf den geschotterten Gleisanlagen ist heute der ideale Lebensraum für wärmeliebende Insekten.

Zeche Hannover - Bochum

Früher war die Zeche Hannover in Bochum ein Bergwerk, ein Ort wo Steinkohle aus dem Boden geholt wurde. Das hatte auch Folgen für die Natur: Unbrauchbares Gestein und Asche wurden zu Halden aufgeschüttet, Abwässer landeten im Hordeler Bach und schädigten die Pflanzenwelt. Nach der Stilllegung 1973 bot die Brache mit Geröll und mageren Wiesen den Insekten wieder ausreichend Unterschlupf und Nahrung. Wildbienen, Tag- und Nachtfalter siedelten sich an. Das Museum unterstützt das Aufblühen der Industrienatur: Rund um das Feuchtbiotop sind seltene Kröten daheim und am Malakowturm nisten Turmfalken.

Zeche Nachtigall - Witten

Die Steinkohlenzeche Nachtigall liegt am Rande des bewaldeten Wittener Muttentals. Die Bergwerke verbrauchten viel Holz zum Grubenausbau. Schnell wachsende Bäume sollten die fehlenden ersetzen. Über 100 Jahre nachdem die letzten Zechen im Muttental ihren Betrieb eingestellt haben, bieten heute dagegen Eichenbestände einen idealen Lebensraum für den stark gefährdeten Hirschkäfer.

Zeche Hannover Jakobskraut-Bär / Blutbär

Tyria jacobaeae

Der auffällige rot-schwarz gefärbte Nachtfalter ist am Tage aktiv und fliegt von Mai bis Juni. Er hat
sich auf Greiskräuter spezialisiert, die für die meisten anderen Tiere giftig sind. Die schwarzgelb  geringelten Raupen ernähren sich nur von Jakobs-Greiskraut. Die auffällige Färbung dient als  Warnsignal: Vorsicht giftig! Sie sitzen ab Mai häufig zu mehreren Tieren an den Pflanzen und  fressen sie bis auf die Stängel kahl. Dabei nehmen sie die Gifte auf und werden selbst für andere Tiere giftig, ohne eigenen Schaden zu nehmen.

Glashütte Gernheim Hainschwebfliege

Episyrphus balteatus

Die 12 mm große, wespenähnliche Hainschwebfliege zählt zu den häufigsten Schwebfliegen in  Mitteleuropa. Auffällig ist ihr typischer Fliegenkopf mit großen braunen Augen. Im Flug kann sie in  der Luft auf der Stelle stehen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Nektar und Pollen offener
Dolden- und Korbblüten und gelten für diese als wichtigste Blütenbestäuber. Die Larven sind gefräßige Blattlausvertilger. Hainschwebfliegen gehören zu den Wanderinsekten: Viele Tiere fliegen über den Winter in den Süden und kehren im Frühjahr zurück.

Zeche Nachtigall Hirschkäfer

Lucanus cervus

Der Hirschkäfer zählt zu den größten und auffälligsten Käfern in Deutschland. Sein Oberkiefer ist beim Männchen zu großen geweihartigen Zangen umgebildet. Die Zangen dienen ausschließlich dem Kampf mit anderen Männchen um die Weibchen. Hirschkäfer leben in warmen, lichten  Wäldern und an besonnten Waldrändern. Die Larven entwickeln sich in Wurzeln, Stämmen und Stümpfen von Eichen. Sie verbringen bis zu acht Jahre im Boden, bevor sie schlüpfen und nur wenige Wochen als erwachsene Tiere leben. Hirschkäfer sind laut Roter Liste „stark gefährdet“ durch den Verlust geeigneter Lebensräume.

Zeche Zollern Hauhechel-Bläuling

Polyommatus icarus

Der Tagfalter ist anpassungsfähig, erschließt neue Lebensräume und ist damit eine „Pionierart“. Er besiedelt gleichermaßen feuchte wie trockene, offene und blütenreiche Flächen. Die  Flügeloberseiten der Männchen sind blau, die der Weibchen hingegen braun. Diesen Unterschied zwischen Männchen und Weibchen nennt man „Geschlechtsdimorphismus“. Typisch sind  orangene Flecken auf der Unterseite der Hinterflügel. Als Futterpflanzen für die Raupen des  Bläulings gelten die Schmetterlingsblütler. Dazu gehören etwa Gewöhnlicher Hornklee oder Luzerne. Die erwachsenen Falter sind von April bis September zu beobachten.

Auch diese IndustrieInsekten leben dort: