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Historische Ansicht der Zeche Hannover von 1905

Geschichte der Zeche Hannover

Die Anfänge

Die Zeche Hannover entstand 1857 auf einem Acker am Rande der Bauernschaft Hordel und erhielt ihren Namen nach dem Wohnsitz ihres Gründers Carl Hostmann im damaligen Königreich Hannover. Die aufwändige Gestaltung der beiden mächtigen Fördertürme verlieh der Zeche einen festungsartigen und zugleich repräsentativen Charakter.

1872 kaufte der Essener Industrielle Alfred Krupp die Zeche Hannover zur Versorgung seiner Gussstahlfabrik mit hochwertiger Kohle und errichtete im nahe gelegenen Günnigfeld die Schachtanlage Hannover III. Mit dem Bau eines Kraftwerks, einer neuen Kokerei und des neuen Förderschachtes V wurde die Zeche Hannover bis 1908 zur Großzeche ausgebaut.

Innovationen - Fördertechnik für den Tiefbau

Die Zeche Hannover erwies sich als Entwicklungszentrum für Spitzentechnologie. Neben zahlreichen Innovationen bei Kohlegewinnung und Transport war die Zeche federführend in der Entwicklung der Fördersysteme. 1877 setzte Bergwerksdirektor Friedrich Koepe erstmals eine Treibscheibe anstelle einer Seiltrommel ein. Ursprünglich wurde das Förderseil in nebeneinander liegenden Rillen auf eine Seiltrommel aufgezogen, die von der Dampfmaschine angetrieben wurde. Der Vorstoß des Kohleabbaus in weitere Tiefen setzte allerdings immer wieder eine Verlängerung des Förderseils und eine Vergrößerung der Seiltrommel voraus.

Die Kosten und Umstände dieser Vorgehensweise wuchsen immens über die Möglichkeiten der Zeche Hannover hinaus. Die umständliche Förderung änderte sich ab 1877, denn nach der Umrüstung der Fördermaschine von der Seiltrommel zur Treibscheibe wurde auf Schacht I erstmalig nach dem Koepe-Prinzip Kohle gefördert.

Das Förderseil wurde fortan nicht mehr aufgewickelt, sondern bildete eine Schleife, wobei der obere Teil des Seils die Treibscheibe in der Maschinenhalle umschloss. Das Unterseil wurde jeweils unterhalb der beiden Förderkörbe abgebracht und verband diese miteinander. Bei jeder Drehung der von der Dampfmaschine angetriebenen Treibscheibe bewegte sich das Förderseil nun mit. Durch die abwechselnde Drehung der Treibscheibe vorwärts und rückwärts hob sich ein Förderkorb während der andere sank.

Das neue Fördersystem eignete sich besser für hohe Belastungen bei der Förderung aus großen Tiefen als das herkömmliche Aufspulen der Förderseile auf eine Trommel. Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich das Koepe-System weltweit zum Standard der Tiefbauzechen.

Dahlhauser Heide

Die Zeche mit ihrem ständig steigenden Arbeitskräftebedarf zog zunächst Arbeitswillige aus Westfalen, Hessen und dem Rheinland an. Darüber hinaus fanden Zugewanderte aus West- und Ostpreußen, Schlesien, Posen und Masuren eine Einstellung auf Hannover.

 

Nach dem Ausbau zur Großzeche ließ Krupp ab 1907 die Kolonie Dahlhauser Heide errichten. Sein Architekt Robert Schmohl gestaltete die Werkssiedlung als Gartenstadt mit einer zentralen Parkanlage. Die insgesamt 339 Doppelhäuser waren westfälischen Bauernhäusern nachempfunden und verfügten über große Gärten. Damit entsprachen sie den Lebensgewohnheiten der vor allem aus den ländlichen Regionen zugewanderten Familien der Bergleute. Mit Gemüseanbau und Kleintierhaltung sicherten die Familien ihre Ernährung. 1960 kamen dann die ersten Menschen aus Griechenland, bald darauf auch aus Italien, Jugoslawien, der Türkei und Marokko.

Ende einer Ära

Aus der 1958 einsetzenden Bergbaukrise ging die Zeche Hannover zunächst als Sieger hervor: 1967 wurde der Schacht II zum zentralen Förderschacht aller Bochumer Bergwerke ausgebaut. Die Zeche Hannover wurde 1969 in die neu gegründete Ruhrkohle AG eingebracht.

Mit der anhaltenden Bergbaukrise kam jedoch bald das Aus: 1973 wurde die Zeche Hannover als letztes Bergwerk in der ehemaligen Bergbaustadt Bochum stillgelegt. 1979 erfolgte der Abriss der Betriebsgebäude. Nur die ältesten – der Malakowturm mit Maschinenhalle sowie das Grubenlüftergebäude – blieben als Industriedenkmal erhalten. 1981 übernahm der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Zeche Hanover in sein Westfälisches Industriemuseum und restaurierte die Gebäude. Seit 1995 ist das Denkmal für Besuchende zugänglich.

Bergarbeiterhäuser unweit der Zeche Hannover an der Straße Am Rübenkamp. Foto: Dietrich Hackenberg

Ein Ensemble von drei privat gebauten Siedlungshäusern aus den 1890er Jahren konnte vom LWL-Industriemuseum erhalten werden und gehört heute zum Museum.