Expressionismus
Hervorspringende Ecken, reliefartig gestaltete Fassaden und hoch aufragende Formen sind wesentliche Merkmale des Expressionismus in der Architektur. Im Ruhrgebiet fand insbesondere der Backsteinexpressionismus großen Anklang. Ab Mitte der 1920er Jahre entstanden herausragende Bauten in diesem Stil.
Architekten setzten auf einfache, industriell gefertigte Ziegel, mit unterschiedlichen Farben und Oberflächen. Die Verbindung von rationeller Produktion, handwerklicher Baukunst und gestalterischem Willen war dabei Ausdruck eines neuen Verständnisses von Architektur.
Bert-Brecht-Haus
Oberhausen
Expressionistische Wohn- und Geschäftshäuser im Ruhrgebiet der 1920er Jahre setzten den Trend für zukünftige Städte- entwicklungen: aufstrebend in die Höhe.
Das ehemalige Kaufhaus Leonard Tietz in Oberhausen ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Es wurde 1925 nach Entwürfen des Architekten Otto Scheib (1893-1965) gebaut und war das höchste Gebäude der Stadt. Seine markante Architektur zeichnet sich durch drei Spitzen, Natursteinlisenen und Ziegelmosaike in den Fassaden aus. Mit der Sanierung 1985 erhielt es die Bezeichnung Bert-Brecht-Haus.
Maschinenhalle Dinnendahl
Essen
Die Fassaden der Maschinenhalle Dinnendahl wird durch Muster aus versetzten Ziegelsteinen sowie Kombinationen mit Stein und Beton strukturiert. Diese Bauweise stellt ein seltenes Beispiel des Expressionismus für Bauten der Montanindustrie im Ruhrgebiet dar.
Wasserturm Frillendorf
Essen
Der Wasserturm in Essen-Frillendorf gilt als bedeutendes Beispiel expressionistischer Architektur im Bereich der Technik. Er dient der Regulierung des Wasserdrucks und als Reservoir bei hohem Bedarf. Der Architekt Edmund Körner (1847-1940) gestaltete das Gebäude mit spitzwinklig hervorstehenden Pfeilern, die ihm ein kronenhaftes Aussehen verleihen. Die Fassade ist durch einzelne hervorstehende Steine strukturiert, die den expressionistischen Charakter des Turms betonen.
Rathaus Oberhausen
Das Rathaus in Oberhausen wurde 1930 gebaut und von Ludwig Freitag (1888-1973) als Gesamtkunstwerk gestaltet. Es ist auf dem ehemaligen Galgenberg monumental positioniert und in mehrere Kuben gegliedert, die - mal lang gestreckt, mal aufrechtstehend - das Zusammenspiel verschiedener Kräfte symbolisieren. Die klare Gliederung der Fassade strahlt den Wunsch nach Ordnung aus.
Heilig-Kreuz-Kirche
Gelsenkirchen
Die katholische und evangelische Kirche setzten in den späten 1920er Jahren mit expressionistischen Bauten im Ruhrgebiet ein Signal. Die Gottes- häuser sollten in Zeiten des Umbruchs Orientierung bieten. Die von dem Architekten Josef Franke (1876-1944) entworfene Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen zählt zu den herausragenden expressionistischen Kirchenbauten im Ruhrgebiet.
Franke verwendete die Ziegel nicht nur für den Bau der Kirche, sondern auch für die künstlerische Gestaltung des Christus-Reliefs auf der Spitze, eines großen Kreuzreliefs auf der Rückseite und eines Bibelvers-Schriftzugs am Kirchenschiff.