Historismus
Das aufstrebende Bürgertum wollte durch die Architektur des Historismus Wohlstand und Macht demonstrieren.
Säulen, Türmchen, Erker und aufwändige Verzierungen wurden als gestalterische Elemente vergangener Epochen wie z.B. der Romanik oder der Gotik genutzt.
Backsteine als Baustoff konnten in den Ziegeleien vor Ort preisgünstig hergestellt werden. Das Ruhrgebiet wandelte sich ab 1850 von einer Heidelandschaft zum industriellen Ballungszentrum.
Neue Zechen, Fabriken, Kirchen, Verwaltungsgebäude und Wohnhäuser wurden oft im Stil des Historismus erbaut.
Zeche Hannover
LWL-Museum, Bochum
Die Zeche Hannover wurde 1857 errichtet. Mit seinen Blendbögen, Bogenfriesen und Zinnen erinnert der Turm an eine mittelalterliche Burg. Die Pfeiler und Bögen sind jedoch nicht nur optischer Zierrat. Sie geben dem Gebäude die notwendige Stabilität.
Erst Mitte der 1870er-Jahre wurden die gemauerten Fördertürme durch Fördergerüste aus Stahl abgelöst.
Haus Schulte-Witten
Dortmund
Während der Industrialisierung brachte das wirtschaftliche Wachstum im Ruhrgebiet viele Unternehmer zu Reichtum und Wohlstand. Mit ihren Villen wollten sie sich mit den etablierten Schichten des Adels gleichstellen. Die Formenvielfalt des Historismus ermöglichten es, die Villen als repräsentative Gebäude mit vielen Verzierungen zu versehen. Meist wurden die Unternehmervillen aus Backstein errichtet. Verputzte Fassaden wie beim Haus Schulte-Witten verstecken den Backstein.
Zeche Zollern
Dortmund-Bövinghausen
Architekten entwarfen um 1900 ganze Zechenanlagen im historistischen Stil, mit Elementen aus Neogotik und Neoromanik. Ein sehr schönes Beispiel dafür ist die Zeche Zollern, die als Ensemble 1899 bis 1904 entstand.
Die kunstvollen Friese bestehen aus Ziegeln und Klinkern, der Eingang der Lohnhalle wird von einem Giebel mit Burgtürmchen gekrönt. Das Glasfenster in Form einer Rosette erinnert an eine gotische Kirche. So auch der Innenraum.
Altes Amtshaus
Bochum
Wie ein Renaissance-Schlösschen wirkt das Alte Amtshaus in der Bochumer Innenstadt. Die Gestaltung der Fassade mit Staffelgiebel, Ziegelflächen, Sandsteinelementen und Bruchsteinsockel folgt den Vorbildern von Kontor- und Rathäusern des 17. und 18. Jahrhunderts.